Projekt-Präsentation: „Jukos“ hilft, Schulangst zu bewältigen

Aller-Zeitung mit Bild und Text von Hilke Kottlick, 10.06.2021:

Meinersen. Der Fünftklässler will nicht mehr in die Schule gehen, er hat
Angst, er wird gemobbt. Ein Mitschüler hat Zuhause Probleme, seine
Eltern lassen sich scheiden – der Junge weiß nicht mehr weiter. Bei einem
Mädchen erkennt der Klassenlehrer Verhaltensauffälligkeiten – sie
zeigt scheinbar grundlose Wutanfälle. Warum, weiß niemand. Vielfältig
sind die Gründe, warum Schüler Unterstützung benötigen. Hier setzt
das neue Projekt „Jugendhilfe im Kontext Schule“ an – kurz „Jukos“
genannt.
Ziel von Jukos ist die Kooperation zwischen Schule, Kindern, Elternhaus
und Jugendamt des Landkreises Gifhorn. Von dort rücken drei
ausgebildete pädagogische Fachkräfte an mittlerweile sieben Schulen
im Landkreis Gifhorn aus, um Kindern und Jugendlichen bei unter-

schiedlichsten Problemen zu helfen. Flaggschiff für Jukos ist dabei die
Hauptschule Meinersen. Dort stellten die Akteure um Landrat Dr. Andreas
Ebel dieses neue Netz vor, das künftig Kinder und Jugendliche
unterstützen soll.
„Als in Hankensbüttel ein Schüler zusammengeschlagen wurde, konnten
wir über Jukos helfen“, sagte Ebel zu Beginn der Projekt-Präsentation.
Grundsätzlich versteht sich Jukos laut Ebel als niedrigschwellige
Hilfe, um Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung ihrer Aufgaben
und Herausforderungen individuell und zeitnah zu unterstützen. „Dabei
möchten wir die Schüler dort abholen, wo sie die meiste Zeit verbringen
– in der Schule.“ Dort kann laut Ebel direkt und gezielt angesetzt werden,
„um mit der Hilfe von Fachkräften die nächste Generation individuell
zu fördern und ihr den Alltag zu erleichtern“.
„Zum Projektstart mussten wir tatsächlich Eltern ablehnen, zu viele wollten
teilnehmen“, sagte Hauptschulleiterin Frauke Heisterhagen. Dabei
habe sie festgestellt, dass die „Hemmschwelle Jugendamt“ offenbar
nicht mehr existiert. Eltern und Kinder verlieren laut Heisterhagen die
Angst vor dem Amt. Gleichsam falle bei Jukos „das Stigma Schulbegleitung“
weg. Wobei sie aber auch betonte, dass die Schulbegleitung für
bestimmte Kinder unerlässlich sei.
„Wir setzen bei Jukos ausschließlich auf Fachkräfte“, erläuterte Dennis
Heumann, Chef des Jugendamtes im Landkreis Gifhorn. Ziel ist es dabei
laut Heumann, mit Jukos bereits an die Grundschulen zu gehen und
bei den jüngeren Schülern anzufangen.
„Eltern kommen oftmals erst ins Jugendamt, wenn es brennt“, bedauerte
Stefan Knust vom Bezirkssozialdienst. Bei rechtzeitiger Kontaktaufnahme
könnten die Mitarbeiter dagegen bereits präventiv tätig werden.
Bei Jukos habe es nach anfänglicher Skepsis eine Willkommenskultur
gegeben, und viele Eltern seien bereits zum Start dabei gewesen. Und
Knust nannte einen weiteren Vorteil – „die Jukos gehen im Gegensatz
zu den Schulbegleitern auch nach Hause zu den Eltern und können
dort nach Ursachen gucken“, meinte er.
Ist Hilfe an den Schulen notwendig, dann sind wir dabei“, betonte Ralf
Heuer, Erster Samtgemeinderat in Meinersen. Werden Konflikt-Situationen
früh angegangen, hebt das laut Heuer „auch die Wertigkeit der
Schule“. Die „Arbeit in der Familie hilft, verhärtete Fronten aufzuweichen
und Eltern mit ins Boot zu holen“ erklärte Jukos-Mitstreiterin Angela Ankermann.

Sie lobte die ganzheitliche Betreuung des Projektes
und hob dabei die Kommunikation zwischen Schülern, Eltern und Lehren
„in angenehmer Atmosphäre“ hervor.